Ein halber Liter für ein ganzes Leben

Ende August 2015 statteten wir dem Blutspendecenter in der Hauptstadt Botsuanas einen Besuch ab.

 

Wir wollten mehr über die momentane Situation im Gesundheitswesen erfahren und natürlich einen guten halben Liter unseres Blutes spenden.

 

Wir spenden Blut in Botsuana

Nachdem am Eingang des Blutspendezentrums unsere Daten aufgenommen wurden, wurde in einem anderen Raum unser Hämoglobinwert getestet.

 


Danach stellte uns ein junger Mann ein paar Fragen zu unserem allgemeinen Gesundheitszustand. Einige Fragen schienen ihm allerdings etwas unangenehm zu sein, so dass er nicht weiter auf, eigentlich relevante, Informationen einging.

 

Auf einem sehr bequemen Sessel nahmen wir dann im dritten Raum Platz. Dort wartete ein freundlicher Pfleger darauf uns das Blut abzunehmen. Beim ersten Einstich klappte alles gleich wunderbar und so konnten wir uns etwas mit dem netten Herren unterhalten.

Er erzählte uns allerlei interessante Geschichten rund um seinen jetzigen und früheren Arbeitsplatz.

 

Nur 22 000 Blutspenden im Jahr

So erfuhren wir, dass lediglich etwa 20-30 Menschen täglich Blut in Gaborone spenden kommen. Das ist viel zu wenig, denn ganz Botsuana braucht jährlich etwa 40 000 Blutspenden, bekommt aber im ganzen Land lediglich 22 000 zusammen.

 

Besonders Schüler spenden freiwillig

Die meisten Spender kommen von Schulen, nachdem die jungen Leute dort über die Wichtigkeit aufgeklärt wurden. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre; vorausgesetzt, dass man wenigstens 50kg auf die Waage bringt. Könnte man also erst mit 18 Jahren Blut spenden, hätte Botsuana wahrscheinlich viel weniger Blutkonserven als die durchschnittlich 22 000 pro Jahr zur Verfügung.

 

Winkelberechnungen im TV zur Ablenkung

Fast die ganze Zeit lief im Warte- und Behandlungsbereich ein Mathematikprogramm im Fernsehen.

 

Dabei wurden dem Zuschauer Winkelberechnungen näher erläutert. Der Sprecher kritzelte kaum leserliche Zahlen neben seine Skizzen und war offenbar von seinen Erklärungen sehr überzeugt.

 

Ein irgendwie lustiges und absurdes Unterhaltungsprogramm!

 

Unsere Einstichstelle wurde anschließend großzügig mit Wattebausch und Malerkrepp abgeklebt.

 

Kekse zur Stärkung

Zum Schluss bekamen wir noch jeder ein Getränk und eine Packung Kekse und durften es uns bei weiteren Winkelberechnungen im TV

wieder auf dem Sofa bequem machen.


Sterile Arbeit

Die ganze Zeit wurde mit Einweghandschuhen und unter sterilen Bedingungen gearbeitet. Insgesamt machte das gesamte Team einen kompetenten Eindruck, so dass wir uns gut aufgehoben gefühlt haben.


Weltweit gibt es zu wenige freiwillige Blutspender

Mangelnde Blutkonserven scheinen ein globales Problem zu sein. Selbst in Deutschland wird immer wieder nach freiwilligen Blutspendern Ausschau gehalten.

In Entwicklungsländern ist Spenderblut für medizinische Notfälle noch seltener vorhanden. In fast allen afrikanischen Ländern gibt es zu wenige Blutkonserven.

 

25% der afrikanischen Frauen, die während oder kurz nach der Geburt sterben, überleben nicht, weil eine Bluttransfusion nicht möglich war. Der Gesundheitszustand der frisch gebackenen Mütter hätte mit ausreichend Spenderblut häufig stabilisiert werden können.

 

Unser persönlicher Einsatz in Ghana

Wir kennen dieses Problem bereits aus ghanaischen Krankenhäusern.

Bei unserer Reise dorthin Anfang diesen Jahres versuchten wir in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Pfarrern Schüler und Erwachsene zu überzeugen, ihr Blut zu spenden. Leider hielten es die meisten Menschen nicht für notwendig und verstanden einfach nicht, dass ihr Blut einmal jemandem aus Freundes- oder Familienkreis das Leben retten könnte. Die Ghanaer, die wir angesprochen haben, nahmen das ganze Thema eher auf die leichte Schulter und ignorierten die Dringlichkeit und Wichtigkeit unserer Bitte.

Oft verhindern traditionelle Überlieferungen Blutspende

Andere wollten aus traditionellen Gründen nicht spenden, denn sie glaubten daran, dass durch die Blutübertragung eine Art Menschenseele weitergegeben wird. Magie und Übersinnliches hat in vielen afrikanischen Völkern einen hohen Stellenwert und so gibt es überlieferte Überzeugungen, die wir nicht verstehen, aber die z.B. gegen eine Blutspende sprechen.


Immer noch infizierte Blutkonserven im Umlauf

In Afrika gibt es aber noch ein anderes Problem, welches im Zusammenhang mit Blutspenden steht. Es kam bereits häufig vor, dass Spenderblut nicht ausreichend auf mögliche Krankheitserreger untersucht wurde. Aus diesem Grund werden bis zu 10% der HIV-Neuinfektionen in Afrika durch infiziertes Blut bei Transfusionen übertragen, schätzt die WHO.


Weniger als einer von drei Patienten bekommt sicheres Blut

Die Organisation SBFA („Safe Blood for Africa“) aus den USA hat ausgerechnet, dass weniger als einer von drei Patienten in Afrika sicheres Blut bei einer Transfusion erhält. SBFA hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht 34 afrikanische Staaten zu unterstützen, indem sie ihnen in regelmäßigen Trainings zeigen, wie man steril arbeitet und Krankheitserreger im Blut sicher testen kann. Außerdem optimiert SBFA den gesamten Prozess der Blutspende von Anfang bis Ende.


Unser Wunsch

Es gibt also noch viel Handlungsbedarf, nicht nur in Afrika, sondern auf der ganzen Welt. Blut wird immer gebraucht. In jedem Land auf dieser Erde. Jederzeit!


Wir von BOA-Afrika e.V. würden uns deshalb sehr freuen, wenn irgendwo auf dieser (unserer) Welt jemand nach diesem Blogeintrag sein Blut spenden geht.

Es kann schließlich morgen auch dein/ Ihr Leben retten...

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